Wechselmotive

Noch nie war es für Beschäftigte in Deutschland so einfach, den eigenen Mehrwert zu testen und das Unternehmen zu wechseln. Social Media und remotes Arbeiten machen es möglich. Die Covid-Pandemie und das verstärkte Arbeiten im Homeoffice haben die Identifikation mit dem derzeitigen Unternehmen verringert und die berufliche Veränderungsbereitschaft erhöht. Viele Beschäftigte denken darüber nach, das Unternehmen zu wechseln - Jüngere sogar noch häufiger.


Wir stellen Ihnen hier ein paar typische Beispiele*
 vor - und wie man in diesen Fällen einen Anker entwickeln kann, damit Mitarbeitende bleiben:


Johannes (48), seit 12 Jahren als Controller im Unternehmen

„Unser Haus ist fast abbezahlt und die Kinder starten gerade in ihr eigenes Leben. Mein Job ist ganz ok, der Umgang im Team ist hier super. Aber fachlich befinde ich mich in der Sackgasse. Sicherlich toll, als Controller gebraucht und anerkannt zu werden. Aber inzwischen langweilt mich meine Aufgabe und ich würde gern wieder etwas Neues lernen. Das geht in meiner Abteilung aber nicht, denn alle brauchen mich .“

Bedürfnisse: Finanzielle Sicherheit und gutes Team, Wunsch nach Veränderung, Lernmotivation
 
Retention Management: Personalentwicklung, Aufbau einer Stellvertretung, Organisation alternativer oder zusätzlicher Verantwortungsbereiche / Job Enrichment


Susanne (39), seit 13 Jahren in der IT-Abteilung, seit 2 Jahren Teamleiterin

„Die fachliche Arbeit hat mir hier immer viel Freude gemacht. Als mein Teamleiter ging, hat man mich gebeten, die Aufgabe zu übernehmen. Bis heute fühle ich mich in der Führungsposition nicht wohl, bin oft unsicher, wie ich entscheiden soll, hatte auch keine Weiterbildungen dazu. Oft fühle ich mich alleingelassen mit meinen Problemen. Der Arbeitsmarkt ist ja für uns IT-ler besser geworden. Ich schaue seit ein paar Monaten in die Stellenbörsen. Wenn da ein passender Spezialistenjob angeboten wird, bin ich hier weg. Ich muss nicht unbedingt Führungskraft sein.“

Bedürfnisse: Sicherheit, Unterstützung, Stressabbau

Retention Management: Führungscoaching und -weiterbildung, Mentoring durch erfahrene Führungskraft, ggf. Schritt zurück aus der Führungsrolle (unter Gesichtswahrung), Angebote zur mentalen Gesundheit


Timo (28), seit 3 Jahren als Konstrukteur im Maschinenbauunternehmen

„Das ist hier meine erste Station nach dem Studium. Ich habe mich gut entwickelt und interessante Aufgaben. Vieles aus dem Studium kann ich hier aber gar nicht anwenden. Fachlich muss ich aufpassen, dass ich weiterkomme, denn die interessanten Projekte bekommen hier immer die anderen.
Ich werde bei LinkedIn immer wieder von Headhuntern oder Recruitern angesprochen. Daher werde ich wohl in nächster Zeit das Unternehmen verlassen, wenn ein passendes Angebot kommt.
Andererseits wollen meine Freundin und ich bald Kinder – und eine Eigentumswohnung wäre auch nicht schlecht. Ich bin hin- und hergerissen.“

Bedürfnisse: Finanzielle Sicherheit und Planbarkeit, Entwicklungsmöglichkeiten

Retention Management: Cross Mentoring, Expertenberatung hinsichtlich sinnvoller Entwicklungsfelder, Weiterbildung, Einbindung in fachlich-anspruchsvollere Projekte 


Jannik (36), seit 11 Jahren im Unternehmen, 2 Jahre Teamleiter

„Ich bin schon ein paar Jahre im Unternehmen, zunächst als Projektmitarbeiter und Projektleiter. Seit zwei Jahren leite ich disziplinarisch ein Team mit neun sehr unterschiedlichen Spezialisten. Das macht Führung nicht einfach und da mache ich auch immer wieder Fehler. Leider gibt es bei uns im Unternehmen keine gezielte Führungskräfteentwicklung. Ich habe das schon wiederholt angesprochen, aber es tut sich nichts. Ich bin gerne Teamleiter, sehe aber aktuell im Management auch keine Perspektive hier. Darum habe ich angefangen, mich auf dem Stellenmarkt umzuschauen.“

Bedürfnisse: Unterstützung, Bestärkung, Perspektive

Retention Management: Erarbeitung einer Karrierestrategie, Mentoring bzw. Führungskräftecoaching, Teamcoaching, Weiterbildung zu Führungsthemen, Einbindung in erweiterten Führungskreis


Ute (52), seit 23 Jahren als Sachbearbeiterin im Unternehmen

„Ich habe mich hier immer eingebracht, bei Bedarf auch am Wochenende gearbeitet und nie auf die Uhr geschaut, wenn die Arbeit fertig werden musste. In den letzten Jahren ist hier ein kultureller Wandel vor sich gegangen. Ich habe den Eindruck, dass es überhaupt nicht mehr um die Mitarbeiter geht. Außerdem werden wir mit immer neuer Software und Prozessen zugeschüttet, da komme ich immer weniger hinter her. Früher habe ich hier schon mehr Gas gegeben. Aber ich weiß nicht, ob ich das bis zur Rente hier noch machen will und kann.
Weil viele Bekannte in der letzten Zeit erfolgreich den Job wechselten, habe ich auch angefangen, mir im Internet Stellenangebote anzuschauen.“

Bedürfnisse: Wertschätzung, Einbindung, Unterstützung beim Ausbau der IT-Kenntnisse

Retention Management: Reverse Mentoring, IT-Weiterbildung, Mentoring im Umgang mit neuen Prozessen und Abläufen, Zielvereinbarungsgespräche


* Die Namen, Altersangaben und Positionen sind fiktiv. Wir hören jedoch in unserer Beratungspraxis immer wieder diese typischen Aussagen.

 

 

RETENTION MANAGEMENT BERATUNG
URSULA DIETTRICH & OLIVER BRAUST
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